Zum kleinen Jubiläum!

Dies ist der 20. Blog. Der erste erschien am 18. Dezember 2013, vor genau 20 Wochen. Ich habe mir damals vorgenommen, jede Woche etwas zu schreiben und zu posten.

Natürlich tue ich das auch, weil ich als freie Autorin nun mal etwas tun muss, damit die Welt mit bekommt, dass es mich gibt. Nur wollte ich nicht irgendetwas tun. Wenn ich etwas tue, dann muss es gut sein und so gebe ich mir mit den wöchentlichen Blogs viel Mühe. Zugegeben, manchmal sauge ich mir die Zeit dafür genauso aus den Fingern, wie meine Bunny-Geschichten. Ich hoffe aber, dass dies irgendwann einmal Früchte trägt — abgesehen davon, dass mir diese Blog-Schreiberei viel Freude bereitet. (Auch wenn mein linker Daumen, das ist der aus dem ich die Zeit sauge, schon ganz schrumpelig ist. Aus dem rechten Daumen sauge ich teilweise die Geschichten, aber der sieht noch ganz fit aus.)

Erstmal hat mir diese Idee zu bloggen eine neue Homepage beschert — wurde auch Zeit. Das alte Design war schon etwas angestaubt. Und natürlich war die Idee zu bloggen auch die Geburtsstunde von Bunny, meiner Heldin aus dem Weihnachtsmärchen (Blog 2 vom 23.12.2014) und der Oster-Geschichte (Blog 19 vom 21.04.2014).

Bunny und der englische Grinch 4 xineBunny ist mir ehrlich gesagt ans Herz gewachsen und sie wird eventuell auch zu Pfingsten wieder auftauchen. Aber auf alle Fälle zu Halloween!! Wie ich schon einmal geschrieben habe, war die Idee zu bloggen auch ein Experiment. Es ging darum herauszufinden, ob ich überhaupt in der Lage bin, jede Woche etwas zu schreiben. Wobei ich (außer Fußball) auch kein Thema auslassen möchte! Ich möchte über ersthafte Themen genauso schreiben, wie über lustiges oder „ersponnenes“. Im Laufe des Jahres wird es auch bestimmt noch einen Blog über Autofahren/Autofahrer geben und über unsere lieben Nachbarn die Holländer. (Ich darf das — über die Holländer schreiben! Erstens lebe ich seit 20 Jahren mit einem zusammen und zweitens liest der meine Blogs eh nicht. Von daher habe ich also auch nichts zu befürchten! Außerdem fahre ich nicht nur besser Auto (über das Einparken fangen wir besser gar nicht erst an) ich renne vor allen Dingen auch viiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiel schneller!! Was das angeht, würde er mich eh nie kriegen.)

Eine Sache ist es, Bücher zu einem Thema zu schreiben, für das man Fachkompetenz besitzt. Eine andere Sache ist es, sich schriftlich zu einem Thema zu äußern, zu dem man eine Meinung hat. Eine ganz andere Sache ist es jedoch, sich ggf. eine Geschichte komplett aus dem Daumen zu saugen. Ich versuche mich auf allen drei Gebieten.

Am Anfang des Weihnachtsmärchens und der ersten Bunny-Geschichte, stand genau genommen nur ein Erlebnis, dass ich selbst vor einigen Jahren hatte. Ich saß im Zug nach London und mir schräg gegenüber saß ein schon älterer Herr. Er war auffallend gut und teuer gekleidet und extrem gepflegt! Umso mehr störten mich die zwei langen, schwarzen, borstigen Haare — mitten auf seiner Nasenspitze! Diese beiden dämlichen Haare haben mich jahrelang verfolgt, zusammen mit der Frage nach dem Warum. Denn diese beiden Haare passten absolut nicht zu dem ansonsten so gepflegten Äußeren.

Stellt euch dazu einfach vor, euch würden zwei dicke Haare auf der Nasenspitze wachsen. Unweigerlich würdet ihr die ganze Zeit draufstarren – wahrscheinlich, jedenfalls. Sie würden stören, also würdet ihr sie auszupfen. Vielleicht wenn jemand extrem oberflächlich ist, verwahrloste oder unter enormem psychischen Druck/Stress steht, wäre es egal. Aber eine geistig und körperlich gesunde Person würde sich immer daran stören. Das ist wie ein tief eingerissener Fingernagel, mit dem man dauernd irgendwo hängen bleibt.

hairy noseNun hatte der Mann im Zug jedoch alles andere als oberflächlich, verwahrlost oder „krank“ gewirkt. Es dauerte eine Weile, bis ich darauf kam, dass er seine Nasen-Haarpracht zur Provokation trug. Heute bin ich überzeugt, dass er ein gewiefter Business Man/Manager war. Durch die beiden Haare ließen sich bestimmt nicht nur „kleine Mädchen“ wie ich die Zugfuhren ablenken, sondern bestimmt auch Geschäftspartner. Und nichts ist so kostspielig und karrierehemmend, wie wenn man sich bei geschäftlichen Verhandlungen durch etwas ablenken lässt. Und schwupp, haben einen die Wölfe schon gefressen!

Ein paar Jahre später hörte ich dann im Radio, dass Frau Merkel bei einer Podiumsdiskussion zu kurze Söckchen getragen habe. Der Radiomoderator erklärte hierzu, dass alle Anwesenden nur auf Frau Merkels Fußknöchel und den über den Söckchen-Rand quellenden Speck gestarrt hätten. Der Moderator mutmaßte deshalb, dass Frau Merkel vielleicht absichtlich zu kurze Söckchen getragen habe, in der Hoffnung so davon ablenken zu können, dass sie eigentlich nicht viel zur Diskussion beizutragen hatte. Da musste ich wieder an den Mann im Zug denken! Zur Strafe oder zum Dank, je nachdem wie man es nimmt, versprach ich mir, ihn irgendwann, irgendwie einmal in etwas zu verewigen — was ich mit der Weihnachtsgeschichte getan habe. Dank Bunny ist er nun tot, jedenfalls in meinen Gedanken. Der Platz den vorher der „Grinch“ einnahm, gehört jetzt Bunny. Sie hat ihn sich redlich verdient, wie ich finde. Bunny ist mir ans Herz gewachsen, obwohl ich noch immer kein genaues Gesicht zu ihr habe. Seit der Ostergeschichte weiß ich, dass Bunny rothaarig ist und natürlich ist Bunny korpulent. Das rote Haar verdankt sie wohl ihrer Schottischen Abstammung, aber die dazugehörigen Sommersprossen erspare ich ihr – vielleicht.

Ich fange also an zu schreiben. Zu Weihnachten hatte ich nur die Zugfahrt und den Typ im Anzug mit den Haaren auf der Nase. Ich beschrieb zuerst nur das was ich selbst erlebt hatte, brauchte dazu aber eine imaginäre Person und so erschuf ich Bunny. Aber da hatte ich noch überhaupt keine Ahnung, wie die Geschichte weitergehen würde. Das wusste ich erst drei Tage später, als die Geschichte fertig war und da war auch klar, dass Bunny weitere Abenteuer erleben würde.
Zugegeben, vom Charakter her erinnert mich Bunny ein wenig an eine Freundin. Für andere würde sich diese Freundin alles zutrauen und jedem furchtlos die Stirn bieten. Aber wehe es geht um ihr eigenes Wohlsein. Da zögert sie, wirkt unsicher. Genau wie Bunny. Wenn es aber letztendlich hart auf hart geht, ist Bunny in Topform! Genau wie meine Freundin und obwohl sie es eigentlich wissen müsste — zögert sie bei der nächsten Attacke auf ihre eigene Person trotzdem wieder. Dies ist wohl auch der Grund, warum das Finale bei Bunnys Abenteuern immer so kurz und knapp ist.

Bunny und die letzte Osterhäsin 4 xineAuf Bunnys Ostergeschichte kam ich eigentlich dadurch, weil mein „holländischer“ Lebensgefährte ein paar Tage vorher zwei Schokoladen-Osterhasen bei facebook postete und zu meiner Seite verlinkte. Dem einen Hasen hatte man schon den Hintern abgebissen und in seiner Sprechblase stand (auf Holländisch) „Ich habe Weh am Hintern“. Der andere Hase, dem schon die Ohren fehlten, antwortete darauf „Was? Ich kann dich nicht hören!“ Das ist Holländischer Humor. Ich finde das gar nicht lustig und ich konnte auch noch nie über holländische Witze lachen. (Manchmal finde ich, man hätte Holland doch fluten sollen, dann könnten wir in Kleve nun lecker am Strand liegen. Aber das ist wiederum ein Witz über den die Holländer nicht lachen können. Im Autofahren und Witze erzählen sind Holländer totale Nieten — jedenfalls aus Deutscher Sicht.)

Daraufhin fing ich jedenfalls an zu überlegen, wie ich den Leuten den Appetit auf Osterschokolade gründlich verderben könnte — und so kam ich auf Helevita, die letzte Osterhäsin die Schokoladeneier legte. Ich besprach die Idee dann während eines Spazierganges mit Øsel und der fand sie auch gut. Ehrlich gesagt, fallen mir solche „Märchen“ immer ein, während ich mit Øsel spazieren gehe. Jedenfalls die Grundideen. Die Details auszuvögeln ist dann die Arbeit des rechten Daumens.

Das mit dem Jäger beruht allerdings wieder auf einer leicht traumatischen eigenen Erfahrung. Ähnlich wie mit dem Typ im Anzug und seinen Haaren auf der Nase. Letztes Jahr im Herbst stand in irgendeiner Regionalzeitung etwas über das mysteriöse Wildsterben am Niederrhein. Fast hätte ich darauf auch geantwortet, denn so mysteriös ist das nicht. Wir wohnen hier sehr ländlich und normalerweise sitzen bspw. immer ein paar Wildkaninchen auf unserem Rasen, besonders in der Abenddämmerung. Auch kann ich normalerweise im Sommer nicht mit Øsel spazieren gehen, ohne dass mir irgendwo ein Rebhuhn oder Fasan direkt aus einem Weizenfeld vor die Füße springt! Außer im letzten Jahr. Ich glaube im letzten Jahr habe ich im gesamten Jahr noch keine 50 Kaninchen gesehen und keine 10 Rebhühner! Jedenfalls keine lebenden. Dafür aber unzähliger Jäger. Grölend und lärmend wie die Hill-Billys (und das im Flachland) kommen sie hinten auf einem Trecker-Anhänger sitzend und schießen auf alles, was sich bewegt. Einer hat voriges Jahr im Herbst mal einen ganzen Tag lang auf dem Feld neben unserem Haus gesessen. Mit dem Rücken gegen den Strommast und hat geschossen. Ich frage mich allerdings worauf. Gegen Abend saßen dann mindestens 30 Kaninchen in unserem Garten. Zwischen dem besagten Feld und unserem Garten liegt eine ziemlich hohe Hecke. Diese hat allerdings viele Schlupflöcher, die auch Øsel früher, als er noch jünger war, gerne nutze um eben mal vom Garten auf den Feldweg vor dem Haus zu laufen, wenn einer seiner Spielkameraden vorbei kam.

Normalerweise verbellt Øsel auch alles aus „seinem“ Garten. Nicht so an diesem Abend. Erstens lagen bei Øsel, durch die ständige Ballerei, eh schon die Nerven blank und zweiten spürte er instinktiv, dass wenn er bellt und somit die Kaninchen verscheuchte, sie geradeweg in ihr Unglück rennen würden. Jedenfalls war die ganze Sache schon irgendwie komisch. All die vielen Kaninchen im Garten, die dort Mucks-Mäuschen still saßen und Øsel der einfach nur still hinausstarrte. Viele dieser Jäger hier tragen zudem dunkelgrüne Hosen mit schwarzen Flicken auf den Knien. Diese Bekleidung gehört allerdings, ähnlich wie im alten China zu Maos Zeiten der Blaumann, zur Standardbekleidung der einheimischen, männlichen, niederrheinischen Landbevölkerung. Sie ist hier so etwas wie ein Statussymbol, das allerdings wenig Eindruck auf Nichteinheimische macht.

Ihr seht also, nicht alles ist frei erfunden. Teilweise verarbeite ich in den Märchen auch das was ich selbst erlebe. Hauptsächlich Dinge, die ich nicht begreife. Worin liegt der Sinn, ganz zu Schweigen vom Nutzen, 20 oder 30 winzig kleine Wildkaninchen abzuknallen? Die armen Dinger bestehen eh nur aus Haut und Knochen. Und die Rebhühner hier sind auch nicht viel größer, als Wachteln.

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